Lernszenarien für die Demokratiebildung erleben, miteinander diskutieren und engagiert weitermachen – unter diesem Motto stand die Fachkonferenz „Demokratiebildung am Smartphone – so geht’s!“, die am 22. August 2019 in der Jugendherberge Ostkreuz stattfand. Neben pädagogischen Fachkräften waren Thomas Heppener (BMFSFJ), Nicole Diekmann (ZDF), Ricarda Lang (GRÜNE JUGEND), Nhi Le (Journalistin) und Prof. Dr. John Erpenbeck (Wissenschaftler) mit dabei. Die Fachkonferenz sowie die Ergebnisse aus dem BoostCamp für mehr Demokratie sind in einem interaktiven Digitalen Buch festgehalten.
Grußwort von Thomas Heppener
Thomas Heppener (BMFSFJ)
Zum Auftakt der Fachkonferenz richtete Thomas Heppener (Referatsleiter Demokratieförderung) vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ein Grußwort an die Gäste. Die BoostCamps für mehr Demokratie werden im Rahmen des vom BMFSFJ initiierten Bundesprogramms „Demokratie leben!“ gefördert und leisten einen wichtigen Beitrag, um pädagogische Fachkräfte zu stärken und junge Menschen zu mehr demokratischem Engagement zu motivieren, wie Heppener betonte. Im Sinne eines reichweitenstarken und nachhaltigen Wissenstransfers begrüßte er die Fachkonferenz als Plattform, um Erfahrungen und die entwickelten Lernszenarien mit den anwesenden pädagogischen Fachkräften aus Berlin und Brandenburg auszutauschen.
Keynote von Nicole Diekmann
Nicole Diekmann (ZDF-Haupstadtstudio)
Mit einem persönlichen Erfahrungsbericht gab Nicole Diekmann (Korrespondentin im ZDF-Hauptstadtstudio) einen Einstieg ins Thema Hass im Netz. Ein gegen sie gerichteter rechtspopulistischer Shitstorm führte ihr vor Augen, wie schnell Respekt, Höflichkeit und Sachlichkeit in Onlinedebatten in den Hintergrund treten können. Da dies nicht dem gesellschaftlichen Konsens einer Demokratie entspricht, ist es umso wichtiger, dass nicht nur die lauten Pöbler gehört werden, sondern dass auch die stille Minderheit sich lautstark gegen antidemokratische Tendenzen positioniert anstatt Kommentare nur still mitzulesen: „Jede/r, der/die hilft, hilft“, wie Nicole Diekmann zusammenfässt. Mit einem Appell an die anwesenden pädagogischen Fachkräfte rief sie zur Stärkung von Zivilcourage und gesellschaftlichem Engagement insbesondere von jungen Menschen auf.
Lernszenarien erleben
Ausprobieren des Lernszenarios „Walls of Fame & Shame“
Auf dem Methodenmarkt wurden die pädagogischen Fachkräfte selbst aktiv und konnten die in den BoostCamps für mehr Demokratie entwickelten Lernszenarien zur Demokratieförderung nicht nur kennenlernen, sondern direkt selbst ausprobieren. Bei den „Walls of Fame & Shame“ machten sie sich auf die Suche nach guten und schlechten Netzkommentaren und lösten Aufgaben dazu. In der „Netzdebatte“ probierten sie sich im Rollenspiel einmal selbst als Hater, sachlich Argumentierende und Vermittelnde aus und mit dem eigens entwickelten Online-Portfolio lernten sie im Selbsttest die sechs Kompetenzen kennen, die für ein Engagement gegen Hass im Netz wichtig sind und die Grundlage für die Lernszenarien bilden: normativ-ethische Einstellung, Kommunikationsfähigkeit, Beurteilungsvermögen, Teamfähigkeit, Folgebewusstsein und Initiative.
Die Einblicke in die Lernszenarien machten neugierig auf mehr und mit den bereitgestellten Handreichungen und Arbeitsblättern wurden den pädagogischen Fachkräften Materialien für die Umsetzung in der eigenen Praxis zur Verfügung gestellt.
Miteinander diskutieren
Graphic Recording zur Paneldiskussion
Durch die anschließende Diskussionsrunde zu Werten im Netz führte Nhi Le (freie Journalistin, Moderatorin und Speakerin). Während Thomas Schmidt als Geschäftsführer des Projektträgers Helliwood media & education Erfahrungen aus den BoostCamps für mehr Demokratie teilte, gab Ricarda Lang (Bundessprecherin GRÜNE JUGEND) Einblicke in online geführte politische Diskussionen, die selten sachlich und ausgewogen, oft aber persönlich und angreifend sind. Dabei hat das Internet als öffentlicher Raum großes Potenzial für eine gleichberechtigte Debattenkultur im Sinne der gesellschaftlichen Teilhabe, wie sie meint. Dass dieses Potenzial nicht nur verloren geht, wenn die Hater in der Debattenkultur die Oberhand haben, sondern auch die Menschenwürde in Gefahr ist, bestätigt Nicole Diekmann (ZDF). Prof. Dr. John Erpenbeck (Wissenschaftler) sieht insbesondere den durch die Anonymität des Netzes begünstigten Werteverfall als Ursache, denen in der pädagogischen Praxis aktiv entgegengetreten werden müsse.
Engagiert weitermachen
Engagement kann Spaß machen!
Zum Abschluss der Fachkonferenz bestand vor allem Einigkeit darin, dass Demokratiebildung kein leichtes Unterfangen ist, aber alle Bemühungen wert sein muss. Hierfür werden mit dem Digitalen Buch alle Materialien kostenlos zur Verfügung gestellt – für die Umsetzung sollten sich pädagogische Fachkräfte und all diejenigen, die mit jungen Menschen arbeiten, starkmachen.
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