Hitzige Netzdebatten, spannende Diskussionen und emotionaler Meinungsaustausch – im BoostCamp für mehr Demokratie vom 20. bis 22. August 2019 drehte sich wieder alles rund um Respekt und Kompetenzen für mehr Engagement gegen Hass im Netz. Die Achtklässlerinnen und Achtklässler des Berliner Dathe-Gymnasiums zeigten mit kritischem Auge und viel Kreativität, wie sie das Miteinander in sozialen Netzwerken und Chats verbessern wollen.
Netzkommentarlesung „Krass! Kann ich das echt laut vorlesen?“
Was kommt gut an im Netz? Und was sollte man lieber nicht sagen? Den Auftakt zum BoostCamp für mehr Demokratie bildete die Netzkommentarlesung, bei der die Jugendlichen echte Online-Kommentare laut vorlesen sollten. Mit Emojis wurde abgestimmt, welcher Kommentar als gut bzw. schlecht empfunden wurde. Einigkeit herrschte darüber, dass Kommentare mit Drohungen und Beleidigungen zwar schnell getippt sind, aber gar nicht so einfach über die Lippen gehen, wenn man sich persönlich gegenüber steht – dahingegen hört natürlich jeder Lob und Ermutigungen, egal ob on- oder offline. Doch nicht bei allen Kommentaren war es so leicht, sie zuzuordnen.
Walls of Fame & Shame „Oft sind die Posts in sozialen Netzwerken gar keine echten Debatten.“
Ausgerüstet mit ihren Smartphones machten sich die Jugendlichen anschließend auf die Suche nach den Netzkommentaren, die sie in ihren Chats und sozialen Netzwerken täglich antreffen. Der kritische Blick auf die eigene Netzwelt zeigte, dass es hier nicht nur positive und respektvolle Kommentare gibt, sondern manche auch ganz schön abwertend sind und unter die Gürtellinie gehen.
Eine besondere Herausforderung war es daher, in der Station „Wortwäsche“ negative Kommentare in respektvolle Sprache umzuschreiben und sich beim „Star-Konter“ zu überlegen, wie denn ein Influencer mit Vorbildfunktion am besten auf einen Kommentar reagieren sollte. Aber auch die positiven Kommentare kamen nicht zu kurz: Beim „Teampost“ schrieben die Schülerinnen und Schüler gemeinsam Wort für Wort einen Post weiter und bei der „Preisverleihung“ wurden Preise für die schönsten, am meisten aufmunternden und mutigsten Beiträge verliehen. Mit den anschließend selbstgebastelten „Walls of Shame“ für negative und „Walls of Fame“ für gute Kommentare schafften die Jugendlichen einen lebhaften Einblick darin, wie es in ihrer Netzwelt aussieht – und wie sie das selbst finden.
Netzdebatte „In der digitalen Welt ist Haten einfach. Man muss nur die passenden Stichworte abwarten. Im realen Leben traut man sich das nicht, da ist man sichtbar.“
Nicht nur kommentieren, sondern miteinander debattieren: Am zweiten Tag des BoostCamp für mehr Demokratie tauchten die Jugendlichen selbst in eine Netzdebatte ein. Mit verteilten Rollen und einem provokanten Thema ging es mitunter heiß her im Chatverlauf und es gestaltete sich als schwierig, bei einer sachlichen Diskussion zu bleiben. Die Jugendlichen diskutierten in ihren Rollen als Hater, sachlich Argumentierende und Vermittelnde und versuchten, auf die anderen Debattierenden einzugehen – dabei erlebten sie, dass starke Emotionen und festgefahrene Meinungen große Störfaktoren in einer sachlichen Debatte sein können. Während online kein Blatt vor den Mund genommen wurde, weil man anonym war und sich hinter einem Profilbild verstecken konnte, wurde der Umgangston freundlicher, als sich die Jugendlichen in der anschließenden Demonstration direkt gegenüber standen. Warum man offline viel respektvoller miteinander umgeht als online und dass auch im Netz ausgesprochene Beleidigungen wehtun, war Thema der Diskussion, in der die Netzdebatte ausgewertet wurde.
Kreativwerkstatt für eigene Ideen „Mit Haten gehst du jetzt in Rente – mach mal Komplimente!“
Am letzten Tag des BoostCamps für mehr Demokratie konnten sich die Jugendlichen als Sprachtalente und Filmemacher beweisen: Auf Basis ihrer Erkenntnisse entwickelten sie Ideen dafür, wie man sich aktiv gegen Hass und für einen respektvollen Umgang miteinander einsetzen kann. Sie erarbeiteten Botschaften und Tipps, die sie in kreativen Filmen und Poetry Slams umsetzten. Diese wurden auf der anschließenden Fachkonferenz „Demokratiebildung am Smartphone – so geht’s“ vor großem Publikum aufgeführt sowie im Digitalen Buch aufgenommen, das pädagogischen Fachkräften Hintergrundinfos zum Thema Hass im Netz und Lernszenarien zum Nachmachen gibt.
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